Dipl. Ing. Christoph Wawerda (Mat. 1978) verstorben
... ein sehr persönlicher Nachruf
Dipl.-Ing. Christoph Wawerda
hat vom 1.10.1960 an mehr als 57 Jahre gerne gelebt, die letzten Monate mühsam dem Tode abgerungen und ist am 22.6.2018 gestorben, drei Wochen nachdem sich zum 40. Mal jährte, dass er die Matura am Piaristengymnasium in Krems absolviert hatte – mit Sehr gut in allen Fächern.
Ein Streber also? – nein – einfach ein begabter Mensch, der seine vielfältigen Begabungen auch dazu nützte, Mitschülern – da gab es eine ganze Schar um ihn – den Weg zur Matura und hindurch zu ermöglichen; in Latein, Mathe, DG...uneigennützig, unentgeltlich. Und konnte trotzdem ein Kindskopf sein, beteiligt an Albernheiten und Spaß und was man als Schüler so treibt. Nebenbei verfasste er die Maturazeitung mit, ein Brauch, der aus der Mode gekommen war, vertrat in den Jahren zuvor die Schule bei der Mathematik-Olympiade und beim Redewettbewerb.
Neben dem Informatikstudium in Mindestzeit und dem folgenden Arbeiten in verschiedenen IT-Bereichen blieb ihm noch genügend Energie, sich für die Welt zu interessieren und zu engagieren. Einige Semester Geschichtsstudium, seine Reisen in die ganze Welt, seine Tätigkeit in einer Selbstbesteuerungsgruppe und bei SOS Mitmensch... zeugen davon. Die Karriere war ihm nicht so wichtig wie das rechtzeitige Heimkommen zu seiner Familie, den beiden Kindern, der Hausarbeit, dem Kochen, nicht so wichtig wie das Zeit-Haben für diverse Hobbys, für Kultur, Malen, die Berge, für Spiele – und vieles erlebte und teilte er in verschiedenen Freundesgruppen.
Aber reicht das aus für einen Nachruf im Jahresbericht?
Christoph Wawerdas Größe zeigt sich auch in seinem Sterben – in der Art und Weise, wie er die körperlichen Zerstörungen und Einschränkungen durch seine Krebserkrankung akzeptiert hat, ohne zu hadern, in vollem Bewusstsein auf den Tod zugeht und in einem Internetblog darüber täglich schreibt – die letzten fünf Monate seines Lebens.
Er überwindet damit nicht nur seine eigene körperlich bedingte Sprachlosigkeit (zu der er schon länger verurteilt war), sondern auch unsere Sprachlosigkeit, die sich rasch breitmacht angesichts des Leidens, des Sterbens, des Todes.
In großer, für manche auch in schockierender Offenheit, schreibt er über seine Ängste, Verzweiflungen, Hoffnungen, den Glauben an einen liebenden Gott im Jenseits. Er nimmt seine Leser_innen damit auf seiner letzten Reise ein Stück weit mit – durch das Auf und Ab, durch die Niederungen, die tägliche Mühsal „das bisschen Leben noch am Laufen zu halten“. Auch dank der vielfältigen Kommentare der Leser_innen schuf er damit ein Forum zum Austausch, zum Reflektieren über Jenseitsvorstellungen, über das diesseitige Leben, über Humor angesichts des Sterbens, über Gefühle.
Einer der Kommentare beschrieb den Blog als Gemälde... „als zutiefst schönes Bild des Lebens [...] das entsteht durch die tausend Pinselstriche [der Blognutzer_innen]“.
Viktor Frankl postulierte: „Im Sich-Verhalten zu der Einengung der Möglichkeiten eröffnet sich ein neues, eigenes Reich von Werten, die sicherlich sogar zu den höchsten gehören“.
Dafür bist Du, Christoph, ein Zeuge!
Für ein solches Sterben braucht es aber auch Hilfe – diese fand Christoph Wawerda in der liebenden Pflege seiner Frau, unterstützt durch ein wunderbares Hospizteam der Caritas Wien (der Arzt Dr. Kurt Alker, Absolvent Piaristengymnasium, Mat.1975), durch liebende Kinder, Geschwister, Freunde. Er erntete also, was er gesät hatte.
Und so konnte er am 22.6.2018 in seinem Haus, begleitet von seiner Frau und seiner Tochter in ihren Armen ruhig einschlafen.
Der Internetblog ist nachzulesen auf:
gowa.bplaced.net/christoph2018.htm
Dr. Michael Ronge