Vortrag Generaldirektor Dr. A. Brandstetter (Mat.87)
Datum: 05.04.2013
Ort: UNIQA-Tower, 1029 Wien
Europa in der Krise – eine einzigartige Chance für Österreich
Das war das Thema des Referates, zu dem wir am 5. April in den UNIQA-Tower am Donaukanal geladen haben. Zahlreiche Gäste fanden sich im großartigen Vortragssaal im 20. Stock des bemerkenswerten UNIQA-Hochhauses ein. Von dort bot sich ein eindrucksvoller Rundblick über Wien.
Zunächst stellte Obmann Mag. Johann Sohm den Vortragenden des Abends, den Generaldirektor der UNIQA Dr. Andreas Brandstetter (Mat. 1987), vor. Nach der Matura studierte er Politikwissenschaft und Geschichte und wechselte nach dem Magisterstudium an der Universität Wien an die University of California nach San Diego, wo er sein Doktoratsstudium abschloss. Zunächst Trainee bei der EU in Luxemburg, erwarb er den MBA an der University of California in East Bay. Nach zweijähriger Mitarbeit im Büro von Vizekanzler Busek wurde Dr. Brandstetter Hauptgeschäftsführer der ÖVP. Ab 1995 leitete er das Büro des Raiffeisenverbandes in Brüssel, um 1997 schließlich als Assistent des Generaldirektors zur UNIQA zu wechseln. Zunächst ab 2000 Generalsekretär, wurde er 2003 Stellvertretender Generaldirektor. Seit 2011 leitet Dr. Andreas Brandstetter als Generaldirektor den Konzern.
In seinem viel beachteten Referat skizzierte Dr. Brandstetter die Entwicklung der UNIQA von einem „local player“ zu einem international tätigen Konzern. Die Zahl der Kunden konnte seit der Ostöffnung auf das Achtfache gesteigert werden. Mit 8,5 Mill. Kunden hat die UNIQA etwa so viele Kunden wie Österreich Einwohner - wobei das Hauptaugenmerk der Expansion sich auf den Osten, vor allem aber auf den Balkan richtet. Im Gegensatz zu Österreich, wo der Markt mehr oder weniger als gesättigt angesehen werden kann, liegt dort ein enormes Wachstumspotential. Dabei gilt es, das rechte Maß zu bewahren. In Risikomärkten, wie es Russland und die Ukraine wegen der herrschenden Rechtsunsicherheit noch immer sind, ist man mit dem Engagement eher vorsichtig. Für ein Engagement in Asien und Übersee scheint Dr. Brandstetter die UNIQA zu klein, als dass sie im Konzert der wirklich großen „global player“ mitspielen könnte.
Viele Mitarbeiter der UNIQA kommen heute aus Ost- und Südosteuropa. Generaldirektor Brandstetter lobte vor allem deren kompromisslosen Arbeitseinsatz. Ein großes Anliegen ist es ihm, den Anteil der Frauen unter den Mitarbeitern, besonders in den leitenden Positionen, zu steigern, ein Vorhaben, das – wie er ausführte - gar nicht so leicht umzusetzen ist. Er hält es aber für unverzichtbar, in den Konzern die Erfahrungen und die andere Sichtweise von Frauen einzubringen. Schließlich sind naturgemäß die Hälfte der Kunden Frauen, deren Lebenswelt sich im Firmenangebot wiederfinden muss.
In der sehr angeregten Diskussion ging der Referent detailliert auf die zahlreichen Anfragen ein. Dabei erwies er sich als glühender Anhänger der europäischen Einigung und des Euro, den er bei allen Schwächen für ein großartiges Friedensprojekt hält. Er sparte allerdings nicht mit Kritik an der zögerlichen Politik sowohl in Österreich als auch in der EU. Dem stellte er die ganz andere Handlungsweise der Amerikaner gegenüber, deren geradlinige Zugänge und finanzielle Möglichkeiten ihm von zahlreichen Studienaufenthalten an amerikanischen Universitäten bestens bekannt sind.
Ein gelungener Abend, bei dem der Referent mit seiner Sachkompetenz das Auditorium begeisterte, und der mit einem von der UNIQA zu Verfügung gestellten Buffet im 21. Stockwerk des UNIQA-Towers hoch über dem nächtlichen Wien ausklang. Hier feierten so manche Maturantinnen und Maturanten des Piaristengymnasiums ein Wiedersehen mit „alten“ Kollegen. Und das zu ermöglichen, ist schließlich eine der wesentlichen Aufgaben eines Absolventenvereins.
Johann Sohm